Am Samstag 03. Oktober flogen in der Wiener Stadthalle B die Fäuste. Unter dem Ehrenschutz von Bundeskanzler Werner Faymann und Norbert Darabos, Bundesminister für Sport und Verteidigung, wurde von der Organisation Öplus, dem Faustkampfverband Österreich und dem Amateurboxverband Wien, ein Charity Boxabend gegen Kinderarmut und -leid ausgetragen. Auf Initiative von Öplus geht ein Teil des Reinerlöses an Happy Kids und an die Kinderwohngemeinschaft der Volkshilfe Wien.
Im Mittelpunkt stand neben den beiden Meisterschaftskämpfen von Nadja Raoui und Vilmos Balog der erste Auftritt von Mittelgewichtler Marcos Nader in seiner Heimatstadt.
Im ersten Duell des Abends standen sich im Halbschwergewicht Debütant Evzen Velky aus Tschechien und Lokalmatador Magomet Davudov gegenüber. Der von Trainer Kinz sekundierte Davudov punktete immer wieder mit dem rechten Haken zum Kopf, während sein Kontrahent überwiegend mit wilden Schwinger versuchte zum Erfolg zu kommen. Da er mehrmals auf den Hinterkopf schlug, erhielt Velky folgerichtig von Ringrichter Norbert Dürnberger eine Verwarnung und geriet weiter in Rückstand. In der letzten Runde setzte er aber nochmals alles auf eine Karte. Doch vergebens, Davudov siegte am Ende einstimmig nach Punkten und baute seine Bilanz auf 8-2 (1) aus.
Im Cruisergewicht siegte Patrick Berger gegen Robert Borok durch TKO in der 3. Runde. Nach einer verhaltenen Eröffnungsrunde nahm Berger das Heft in die Hand und erwischte den Gast aus der Slowakei mit schweren Haken zum Kopf. Nach drei Niederschlägen beendete Ringrichter Straub das ungleich gewordene Gefecht. Berger hat nun einen Rekord von 4-2 (4).
Im zweiten Halbschwergewichtsfight des Abends lieferten Michael Paris aus der Slowakei und Debütant Sladi Apanovic unter der Leitung von Gerhard Sigl eine harte Auseinandersetzung. Der von Daniel Nader gecoachte Apanovic begann druckvoll und brachte im Infight harte Treffer ins Ziel. Im zweiten Durchgang zunächst ein ähnliches Bild, bis Apanovic unter dem Beifall der Zuschauer mit einer rechten Geraden Wirkung erzielte. Dies rüttelte Paris auf und er kam Ende der Runde besser in Szene, traf den Wiener am Kopf und am Körper. Apanovic übernahm in der Folgerunde wieder das Kommando, überzeugte mit schnellen Kombinationen und ließ auch in der letzten Runde nichts mehr anbrennen. Nach 4 Runden wurde Sladi Apanovic zum verdienten Punktsieger ernannt.
Mittelgewichtler Gogi Knezevic aus Wien ging gegen seinen Kontrahenten Joseph Sovijus von Beginn an sehr aggressiv zu Werke und erarbeitete sich immer wieder Chancen für Wirkungstreffer. Der Slowake hielt tapfer dagegen, geriet aber immer wieder in die Defensive. Knezevic setzte in diesen Situationen nach und hatte in der 4. Runde mit einem Aufwärtshaken Erfolg. Sovijus ging zu Boden und wurde schließlich vom Ringrichter aus dem Gefecht genommen. Knezevic baute seine Bilanz auf 16-2 (7) aus und hofft in naher Zukunft auf einen internationalen Titelkampf.
Den strebt auch der unbesiegte Chussein Dombaev an, der gegen den Slowaken Michael Tomko kurzfristig als Ersatz einsprang. Über die Distanz von 8 Runden erwies sich der Lokalmatador als der effektivere Arbeiter. Tomko schlug viel, fast alles prallte jedoch an der Deckung Dombaevs ab. In die sich bietenden Lücken schlug dann der von Armin Endt trainierte Wiener gezielt hinein, gegen seine schnellen Hände fand Tomko kein Mittel. Am Ende gab es einen klaren Punktsieg für Dombaev, der seinen Rekord auf 12-4 (3) ausbaute. Ringrichter der Begegnung war Erich Straub.
Nadia Raoui aus Herne erkämpft sich die Weltmeisterschaft der WPBO im Fliegengewicht. Die 24-jährige hätte eigentlich den Rückkampf gegen Eileen Olszewski um den Weltmeistergürtel der WIBA bestreiten sollen, doch das Management der Amerikanerin sagte den Kampf zum wiederholten Mal ab. Stattdessen sah das Publikum in der Wiener Stadthalle das packende Duell zwischen Nadia Raoui und der mehrfachen serbischen Meisterin Fleis Djendji. Nachdem Raoui schon in der ersten Runde die besseren Treffer landete, kam in der folgenden Runde vermehrt die Rechte zum Kopf durch. Ab der vierten Runde kassierte Djendji viele harte Treffer zum Körper. Die Serbin drehte sich nach einem erneuten Körpertreffer in der achten Runde weg, daraufhin wurde sie von Ringrichter Ernst Salzgeber angezählt. In den letzten Runden lag ein KO förmlich in der Luft liegt, doch die zähe Fleis Djendji zeigte gute Nehmerfähigkeiten und steckte zahlreiche harte Schläge von Raoui weg. Nach dem Ringgefecht bestätigten die Punktrichter den souveränen Auftritt von Nadia Raoui, die den kompletten Kampf dominierte, mit den Urteilen 100:89, 99:90 und 100:89.Die neue WPBO-Weltmeisterin war anschließend überglücklich: „Es ist ein super Gefühl den Gürtel jetzt mit nach Hause zu nehmen und das Publikum hier Wien war echt klasse.“
Lokalmatador Marcos Nader boxte im Anschluss gegen den Slowaken Robert Blazo. Das österreichische Mittelgewichtstalent des Sauerlandstalls hatte in seinem vierten Profikampf mit dem Rechtsausleger Blazo eine schwere Aufgabe. Der Slowake ist nämlich dafür bekannt, dass er sehr unangenehm zu boxen ist. Blazo macht seinem Ruf alle Ehre und begann die erste Runde mit überfallartigen Angriffen. In der zweiten Runde wurde es im Publikum plötzlich still, als sich Österreichs große Boxhoffnung einen tiefen Cut unter dem linken Auge zuzog. Doch der Jung-Profi, der in seiner Ecke von Otto Ramin und Bruder Daniel betreut wird, überstand auch diese kritische Phase und konnte mit langen Händen zum Kopf bei den Punktrichtern punkten. „Unsauberes Boxen“ war der Grund für einen Punktabzug bei Robert Blazo in dritten Runde Anschließend in Runde 4 drehte Nader auf und landete einige Treffer. Seinen ersten 6-Runden-Kampf gewann Marcos Nader am Ende mit den Urteilen 60:55, 59:56 und 58:55 und bleibt damit weiterhin ungeschlagen. Trainer Otto Ramin war mit seinem jungen Schützling zufrieden und lobte anerkennten: „Marcos hat die Angelegenheit gut gelöst. Manchmal hat er sich zu sehr auf den direkten Schlagabtausch eingelassen. Doch aus der Distanz heraus landete er klare Treffer“
Im Hauptkampf des Abends wurde die WBC Mediterranean Super Mittelgewichtstitel zwischen den unbesiegten Co-Herausforderern Vilmos Balog und Vasil Klyusa ausgefochten. Beide lieferten sich über die volle Distanz ein sehr intensives Gefecht, zunächst mit deutlichen Vorteilen für den Wahl Österreicher Balog. Ein ums andere Mal wirkte sein ukrainischer Kontrahent angeschlagen, konnte sich aber mit Halten und Klammern über die kritischen Situationen retten. Im letzten Drittel des Kampfes kippte dann das Geschehen, Klyusa war aktiver, hatte mehr Treffer, Balog jedoch die härteren, auch wenn er nicht mehr so viel schlug, wie zu Beginn des Kampfes. Am Ende gab es einen einstimmigen Punktsieg für Vilmos Balog, der somit seinen 27. Erfolg im Profilager unter Dach und Fach bringen konnte und vom WBC Delegierten Willibald Palatin den Meistergürtel umgeschnallt bekam.
FVA Delegierter: Dr. Friedrich Mühlhöcker
WBC u. WPBO Delegierter: KommRat. Willibald Palatin
Zeitnehmer: Wolfgang Gruber
Punkt / Ringrichter: Wilhelm Vogl, Ernst Salzgeber, Erich Straub, Gerhard Sigl, Norbert Dürnberger, Ingo Barrabas