Josef Weidinger

von Ingo Barrabas
Am 26. Juni jährte sich der Todestag von Josef „Joschi“ Weidinger zum fünften Mal. Der Schwergewichtler hat einen festen Platz in den Herzen der Boxfans. Unvergessen ist sein Triumph über Stefan Olek, mit dem sich der Wiener 1950 die Europameisterschaft in der Königsklasse sicherte.
Seine Profilaufbahn begann der 1923 geborene Weidinger kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. „Joschi“ debütierte 1945 als Lokalmatador in Wien gegen Stefan Schmidt. Das Ergebnis war standesgemä&, ein K.o. Erfolg in der 3. Runde. Anfang 1946 folgte dann ein Kuriosum: Nachdem Weidinger Kurt Schiegel in der 8. Runde gestoppt hatte, musste er sich im Rückkampf durch Disqualifikation geschlagen geben. Normalerweise sind solche Statistiken genau andersherum nachlesbar, denn die Disqualifikation macht ja im Regelfall erst einen Rückkampf notwendig. Warum es damals überhaupt zu einem zweiten Duell der beiden Neuprofis kam, kann heute nicht mehr mit letzter Sicherheit genannt werden. Nach seiner Disqualifikationsniederlage kehrte Weidinger einige Wochen später wieder auf die Siegerstra&e zurück, wieder kam es zu einer Disqualifikation, diesmal hatte aber Denis Juliani das Nachsehen.
Nachdem seine ersten vier Kämpfen in seiner Heimatstadt Wien ausgeboxt wurde, stieg Weidinger in den folgenden Jahren zumeist im Ausland durch die Ringseile. Seine überdurchschnittliche Schlaghärte verhalf ihm dabei zu vielen Erfolgen, so schlug er wenige Monate nach einer Punktniederlage und einem Unentschieden 1947 den italienischen Schwergewichtsmeister Enrico Bertola in Brüssel noch in der ersten Runde K.o., danach Stefan Olek nach Punkten. Etwas Pech hatte Weidinger 1948 in den USA, als er Walter Hafer zwei Mal zu Boden schlug und beherrschte, ehe „Joschi“ wegen einer Cut Verletzung druch TKO verlor. Danach ging es durchwachsen weiter, Siege und Niederlagen wechselten. Im Januar 1950 verlor Weidinger im zweiten Duell gegen Stefan Olek nach Punkten, trat aber bereits im Juni zu einem Rückkampf an. Dabei ging es im mit 35 Tausend Zuschauern besetzten Wiener Praterstadion um den vakanten EM Gürtel im Schwergewicht. Weidinger schaffte die Sensation und sicherte sich mit einer starken Leistung den EM Gürtel.
1951 verlor Weidinger die Krone in London aber gleich bei seiner ersten Titelverteidigung an Jack Gardner, der an dem Gürtel aber auch nicht lange Freude hatte und diesen ebenfalls bei seiner ersten Verteidigung gleich wieder verlor. Als Spielverderber erwies sich der Deutsche Hein ten Hoff, der „Mann mit dem langen Florett“, der Gardner über die Distanz die Krone entriss und 1952 „Joschi“ Weidinger durch TKO in der 3. Runde bezwang. Weidingers Leistungskurve ging nach unten und einige Monate später beendete „Joschi“ Weidinger nach einer Punktniederlage gegen Hugo Salfeld seine seine Karriere.
Josef „Joschi“ Weidinger, der in der Datenbank „boxrec.com“ unter Jo Weidin zu finden ist, erboxte einen Rekord von 31-14-1 (24 K.o’s) und blieb dem Sport als Funktionär verbunden. In seiner Position als Präsident des österreichischen Boxerverbandes (FVA) und Vizepräsident des World Boxing Council (WBC) machte er sich ebenfalls einen Namen.
„Joschi“ Weidinger starb im Juni 2002 im Alter von 79 Jahren.