Gotthard Hinteregger

„The Cougar“
von Ingo Barrabas


„The Cougar“ nennt sich Gotthard Hinteregger, der im Herbst seiner Laufbahn sensationell zwei Intercontinental Gürtel gewann und so zum erfolgreichsten österreichischer Profiboxer avancierte. Vorbei sind Zeiten, als der Puma als Schmusekätzchen verspottet wurde, denn trotz einer guten Bilanz galt Hinteregger auf der europäischen Bühne nur als Aufbaugegner. Der österreichische Boxverband FVA ehrte Hinteregger im Sommer 2005 für seine Verdienste. Obwohl noch aktiv, lohnt sich ein genauer (Rück) Blick in die Kampfbilanz des Cougars!


Hinteregger startete im Herbst 1997 seine Profilaufbahn. Nachdem er die ersten vier Kämpfe gewinnen und ein Duell unentschieden gestalten konnte, scheiterte „The Cougar“ 1998 an dem Debütanten Dalibor Kitic vorzeitig und an dem 1-2 Fighter Daniel Kaufmann nach Punkten. Bereits nach einem Jahr stand Hinteregger am Scheideweg seiner noch jungen Karriere. Doch nach diesen beiden Rückschlägen, ging es aufwärts. Unter der Leitung von Manager Peter Pospichal besiegte „The Cougar“ regelmäßig Leute vom Kaliber eines Zdenek Zubko und Joszef Miklos, also klassische Journeymen. Hinteregger erboxte so einen guten Rekord und weckte das Interesse anderer Manager, die ihn als Gegner für Ihre aufstrebenden Schützlinge verpflichten wollten. Hinteregger war mit seinem Rekord eine gute Wahl, zumal seine Gefährlichkeit mit der guten Bilanz nicht mithalten konnte.

„The Cougar“ konnte Journeymen besiegen, bei den richtigen Gegnern stieß der Wiener aber schnell an seine Grenzen. Die erste dicke Nummer in seinem Rekord ist Michael Rask, der mit einer Bilanz von 15-1 mehr Siege aufzuweisen hatte, als alle Gegner von Hinteregger zuvor zusammen… Der österreicher verlor 2000 durch Knockout in der 4. Runde. Auch im Sommer 2001 stand er gegen den aufstrebenden Dirk Dzemski auf verlorenem Posten, ging im Kampf um die Internationale Deutsche Mittelgewichtsmeisterschaft in der 5. Runde K.o.. Hinteregger war mit einer BDB Tageslizenz in den Ring gestiegen, im Falle seines Sieges wäre der IDM Titel sofort wieder vakant geworden. Aber es kam noch schlimmer, denn in seinem nächsten Duell wurde Hinteregger vom späteren WBF Champion Mihaly Kotai bereits in der Eröffnungsrunde abgefertigt. Ein Jahr darauf kam Hinteregger aber doch noch zu einem Titel, als er 2002 Trialhorse Zdenek Zubko, mittlerweile mit einem Rekord von 3-30-1, im Duell um die vakante Internationale österreichische Mittelgewichtsmeisterschaft durch Knockout in der 5. Runde bezwang. Diesen Sieg nutzte Peter Pospichal um seinem Schützlings einen WBB Titelkampf zu verschaffen. In Berlin boxte Gotthard Hinteregger nur einen Monat später gegen Danny Thiele um die vakante WBB Weltmeisterschaft im Mittelgewicht. „The Cougar“ verlor nach 12 Runden nach Punkten, kann die Niederlage bis heute noch nicht richtig fassen, da Thiele bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr über die besten Nehmerfähigkeiten verfügt haben soll.

Anfang 2003 wechselte Hinteregger den Manager, wollte mit neuer Führung einen letzten guten Kampf bestreiten. Der gelernte Mechaniker, der als Hobby alte Autos restauriert, wollte es noch mal wissen, unterschrieb bei Fight Production Manager Olaf Schröder einen Vertrag und konzentrierte sich nun voll auf das Profiboxen. Nach einigen Aufbaukämpfen bekam Hinteregger die Mögllichkeit gegen den unbesiegten Emanuele Grilli anzutreten. Der Kampf um die vakante IBF Intercontinental Meisterschaft im Halbmittelgewicht wurde zudem live auf Eurosport übertragen. Für den Lokalmatadoren Grilli sollte der Kampf mit Hinteregger nur eine Zwischenstation sein, „The Cougar“ hatte einen gut gezüchteten Rekord, bei einer vergleichsweise geringen Gefährlichkeit. Doch Grilli wurde schwer erwischt. In der 2. Runde musste der Italiener angezählt werden, in der 4. Runde traf ihn ein harter Haken des vermeintlichen Schlachtopfers. Grilli ging K.o., neuer IBF Interconti Champion wurde sensationell Gotthard Hinteregger. Für „The Cougar“ ging mit diesem Titelkampf ein Traum in Erfüllung. „Den Gürtel kenne ich nur aus der Zeitung. Ich bin so stolz und bedanke mich bei Olaf, dass er mir diese Chance gegeben hat“ so Hinteregger gerührt. Manager Schröder gibt das Kompliment weiter. „Ich habe Gotthard als fertigen Kämpfer von Peter Pospichal übernommen. Gegen Grilli hat Gotthard alles richtig gemacht, ihn ausgeboxt und genau in die richtigen Lücken geschlagen.“

Nach dieser Sensation verlief die weitere Karriere fast dramatisch. Bei seiner ersten Titelverteidigung verlor Hinteregger im Oktober 2004 gegen Jozsef Matolcsi durch KO in der 8. Runde. Der Schröder Schützling hatte den Ungarn vier Mal zu Boden schlagen können, etliche Male stand der frühere Trabant Gegner vor dem Ende, ehe Hinteregger in einen perfekt getimten linken Haken lief und deutlich über die Zeit K.o. war. Den direkten Rückkampf gewann Hinteregger im Frühjahr 2005 nach Punkten. Da neben dem IBF Intercontinental Gürtel der IBF auch der WBO Intercontinental Titel ausgeboxt wurde, konnte Hinteregger seiner Titelsammlung einen zweiten internationalen Gürtel hinzufügen. Die IBF Meisterschaft verlor der Cougar einen Kampf später an Marco Schulze, der Hinteregger in der 11. Runde stoppte. Im Dezember 2005 bot sich dem Halbmittelgewichtler noch mal eine Riesenchance. Bei seinem dritten Duell gegen Matolcsi ging es um die vakante WBF Weltmeisterschaft. Doch der große Traum erfüllte sich nicht. Hinteregger verlor wieder vorzeitig, wurde in der 11. Runde gestoppt.

Erste überlegungen über ein Karriere Ende schob der Wiener nach einiger Zeit beiseite und setzte seine Laufbahn im April 2006 mit einer Punktniederlage gegen Sebastian Zbik fort. Seinen vorerst letzten Kampf konnte der Cougar wieder gewinnen. In Kärnten verteidigte Hinteregger seinen österreichischen Halbmittelgewichtstitel gegen Gojko Knezevic durch TKO in der 4. Runde erfolgreich. Auch dieser Kampf war für die Zuschauer unterhaltsam. Nach hart umkämpften Runden musste der Kampf schließlich gestoppt werden, weil ein ausgeschlagener Zahn des Herausforderers schräg im Unterkiefer stecken blieb und der Mundschutz nicht mehr eingesetzt werden konnte.

Ein ungewöhnliches Ende, aber passend zum Karriereverlauf des Cougars! Hintereggers Rekord steht im August 2006 bei 26-10-1 (14 ko’s)